Open Science

Welche Chancen sehen Hochschulen in der Zusammenarbeit mit unüblichen Akteuren?

Mit dem Begriff Open Science wird eine Reihe unterschiedlicher Konzepte und Ziele einer Öffnung von  Wissenschaft verbunden. Dazu gehören: die Qualität von Prozessen und Ergebnissen der Wissensproduktion steigern, den Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen erleichtern, durch Kooperation und Partizipation zu Innovation und der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen, Problemlösungen beschleunigen sowie Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit schaffen.

Mit der zunehmenden Digitalisierung und Komplexität gesellschaftlicher Prozesse gewinnt offene Wissenschaft an Bedeutung sowohl für die Akzeptanz von Forschung als auch für die Entwicklung des Innovationspotenzials. Etwa 20 Prozent aller innovierenden Unternehmen in Deutschland kooperieren heute mit externen Partnern. Der wichtigste Partner sind die Hochschulen. So braucht offene Innovation in der Wirtschaft transfer- und innovationsorientierte offene Wissenschaft. Insgesamt ist Open Science jedoch noch nicht breit an den Hochschulen verankert. Die Hochschulleitungen erkennen aber eine stark zunehmende Relevanz des Themas für die Zukunft.

 

Wenig Einbindung unüblicher Wissensgeber

Die Zusammenarbeit von Wissenschaft mit unüblichen Wissensgebern, wie Bürgern, Betroffenen, Internetnutzern oder auch fachfremden Wissenschaftlern, kann zu neuen Forschungsfragen und -themen führen. Doch das entsprechende Potenzial schätzt nicht einmal jede zweite Hochschulleitung als groß ein. Noch skeptischer sind die Präsidenten und Rektoren von staatlichen Universitäten und spezialisierten Hochschulen. Hier ist weniger als jeder Dritte von den Chancen einer Einbindung neuer Akteure in den Forschungsprozess überzeugt. Private Hochschulen und traditionell praxisnahe Fachhochschulen sehen in der Zusammenarbeit mit unüblichen Wissensgebern dagegen größere Potenziale.

Jede zweite Universität mit Open- Access-Strategie

Freier Zugang zu Fachliteratur ist für die Hochschulen sowohl wissenschaftlich als auch finanziell von Bedeutung. Insgesamt ist in Deutschland rund die Hälfte der Fachbeiträge unter Open-Access-Standards verfügbar. Jede zweite Hochschule hat heute eine entsprechende Strategie oder bereitet sie vor. Die Unterschiede nach Hochschultyp sind jedoch groß. Während bereits jede zweite staatliche Universität eine hochschulweite Strategie etabliert hat, verfügen nur 15,8 Prozent der staatlichen Fachhochschulen über eine Open-Access-Strategie. An jeder zweiten Fachhochschule ist die Einführung aktuell auch nicht geplant. Noch seltener ist eine Open-Access-Strategie an spezialisierten und privaten Hochschulen vorhanden.

Vielfalt und steigende Bedeutung von Open Science

Die unterschiedlichen Open-Science-Ansätze sind für die Hochschulen nicht gleichermaßen relevant. Den größten Zuspruch von 66,2 Prozent erfahren Plattformen, die eine Zusammenarbeit mit Akteuren aus Wissenschaft und Innovation organisieren. Es folgen Konzepte für Offenheit beim Zugang zu Literatur, Programmierung und Daten sowie beim gemeinschaftsbasierten Lernen. Andere Formen der Open Science spielen derzeit eine geringere Rolle. Alternative Messgrößen für wissenschaftliche Leistung (beispielsweise Altmetrics) als Steuerungs- und Bewertungsinstrument für Open Science sind zudem nur knapp jeder zweiten Hochschulleitung bekannt. Einigkeit besteht jedoch darin, dass die unterschiedlichen Instrumente in den kommenden fünf Jahren wichtiger werden. Den größten Zuwachs an Relevanz sehen die Leitungen beim Thema Open Data.

Unterschiedliche Relevanz nach Hochschultyp

Die Einschätzungen zur Relevanz von Open-Science-Methoden unterscheiden sich deutlich nach Hochschultyp. Für 76,9 Prozent der Leitungen staatlicher Universitäten stellt Open Access heute ein hoch relevantes Thema dar. An Fachhochschulen sagen dies nur 44,2 Prozent. Auch das Thema Open Source ist für Universitäten relevanter als für die anderen Hochschultypen. Soziale Lehr- und Lernkonzepte wie Social Learning und Citizen Science spielen dagegen eher an staatlichen Fachhochschulen und privaten Hochschulen eine wichtige Rolle. Das höchste Potenzial schreiben die Leitungen dieser beiden Hochschultypen allerdings den kollaborativen Plattformen und Instrumenten zu.

Open Science für schnellen Wissenstransfer

Was können Open-Science-Methoden konkret bewirken und auf welche Ziele der Hochschulentwicklung zahlen sie ein? Aus Sicht der Hochschulleitungen trägt Open Science vor allem zur Intensivierung des Wissenstransfers sowie zum freien und schnelleren Zugang zu Wissen bei. Diese Ziele erreichen jeweils mehr als 90 Prozent Zustimmung. Auch eine Verbesserung des Austauschs innerhalb der Wissenschaft und der Beitrag zu Innovation werden von mehr als 80 Prozent genannt. Knapp drei von vier Hochschulleitungen sind zudem davon überzeugt, dass Open Science Transparenz schafft und alle Bestandteile des wissenschaftlichen Prozesses offen zugänglich, nachvollziehbar und verwertbar machen soll. Weniger häufig werden innerwissenschaftliche Ziele genannt, wie Forschungsqualität verbessern, wissenschaftliche Integrität sicherstellen und Arbeitsteilung in der Wissenschaft vorantreiben.

Mehr Open Science gewünscht

Open Science zeigt sich in vielfältigen Konzepten und Instrumenten. Die Methoden von Open Science sollen zukünftig mehr Anwendung an deutschen Hochschulen finden. Davon sind heute 85,2 Prozent der befragten Rektoren und Präsidenten überzeugt. Dabei sollte der Hauptimpuls von der Wissenschaft und den Hochschulen selbst ausgehen. Nur jede zehnte Hochschulleitung sieht vorrangig die Politik in der Pflicht, für die Verbreitung von Open Science zu sorgen.