Drittmittel der Wirtschaft: Wer profitiert?

Der hochgerechnete Gesamtbeitrag der Wirtschaft beträgt 1,7 Milliarden Euro. 78 Prozent der Mittel gehen an Universitäten, 22 Prozent an Fachhochschulen. Die Verteilung nach Fächern und Hochschultypen unterscheidet sich deutlich von der öffentlichen Förderung.

Das Statistische Bundesamt ermittelte für das Jahr 2011 Drittmittel aus der gewerblichen Wirtschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Anders als in der Definition des Statistischen Bundesamts enthält der im Hochschul-Barometer ermittelte Wert aber auch Patent- und Lizenzeinnahmen, Mittel von selbstständigen An-Instituten, und unternehmensnahen Stiftungen sowie aus Sponsoring.

Unabhängig von der Abgrenzung ist die Wirtschaft ein wichtiger Drittmittelgeber, etwa gleichauf mit dem Bund und nur wenig unter dem Niveau der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die im gleichen Jahr rund 2,1 Milliarden Euro an die Hochschulen vergeben hat. Für die Hochschulen stellen die Einnahmen durch Kooperationen mit der Wirtschaft also eine gewichtige Einnahmequelle dar. Sie finanzieren damit rund zwölf Prozent der Forschung an Hochschulen.

Unternehmen arbeiten in vielerlei Weise mit Hochschulen bei Forschung und Entwicklung zusammen. Der größte Anteil entfällt dabei auf Forschungsaufträge (rund 44 Prozent). Forschungskooperationen, in denen beide Seiten gleichermaßen ein Erkenntnisinteresse haben und Ressourcen sowie Kompetenzen bündeln, machen ein gutes Viertel aus.

Welche Hochschultypen profitieren?

Alle Hochschultypen erhalten Drittmittel aus der Wirtschaft, doch Art und Umfang sind verschieden. Die Verteilung unterscheidet sich dabei auch von anderen Drittmittelquellen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Deren Förderung der Hochschulen nimmt vor allem herausragende wissenschaftliche Leistung in den Blick. Unternehmen achten auch auf Anwendungsnähe und wirtschaftliche Verwertbarkeit. Über die DFG fließen allein über 500 Millionen Euro jährlich in die Umsetzung der Exzellenzinitiative des Bundes. Dagegen gehen nur weniger als acht Millionen Euro – oder rund 0,4 Prozent der Fördermittel – an Fachhochschulen.

Die Drittmittel aus der Wirtschaft verteilen sich im Vergleich deutlich gleichmäßiger. Laut Angaben aus dem Hochschul-Barometer erhalten die Fachhochschulen ein knappes Viertel (22 Prozent) der gesamten Unternehmensmittel. Ein ähnlich hoher Anteil geht an die großen technischen Universitäten, die im TU9-Verbund organisiert sind. Jeweils etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) geht an Universitäten, die in der Exzellenzinitiative mit Zukunftskonzept oder Exzellenzcluster erfolgreich waren (ohne TU 9), und an die Gruppe der weiteren Universitäten.

Die vier genannten Hochschulgruppen erreichen zwar alle rund ein Viertel der Unternehmensmittel für Hochschulen, allerdings unterscheiden sich diese Gruppen deutlich in der durchschnittlichen Größe ihrer Einrichtungen. Auf die Zahl der Studierenden gerechnet gibt es deshalb große Differenzen bei den eingeworbenen Drittmitteln. Die TU9-Universitäten erhalten mit 1.688 Euro je Studierenden rund drei Mal mehr Mittel als Fachhochschulen (540 Euro). Universitäten mit und ohne Förderung der Exzellenzinitiative unterscheiden sich dagegen überraschenderweise kaum.

Nachgewiesene Forschungsexzellenz ist sicher insbesondere für große, innovative Unternehmen ein wichtiges Argument für Forschungskooperationen. Allerdings scheinen spezielle Forschungsprofile, regionale Aspekte oder bereits langdauernde persönliche Kontakte für eine Zusammenarbeit auch mit den anderen Universitäten zu sprechen. Die Wirtschaftsmittel verstärken damit nicht die finanziellen Unterschiede zwischen Hochschulen, wie sie im Rahmen der Exzellenzinitiative entstanden sind.

Unternehmensmittel: Exzellenzuniversitäten 800 Euro, andere Universitäten 760 Euro je Studierenden

Private Hochschulen profitieren nicht überproportional von Drittmitteln aus der Wirtschaft. Einerseits zeichnen sie sich zwar oft durch eine größere Nähe zu Unternehmen aus. Andererseits sind nur wenige private Einrichtungen forschungsorientiert. Sie erhalten deshalb insgesamt nur rund fünf Prozent der Drittmittel von Unternehmen, bei einem Anteil von ebenfalls fünf Prozent an allen Studierenden.

An vielen privaten Hochschulen engagieren sich Unternehmen allerdings nicht als Drittmittelgeber, sondern direkt als Träger. Der Gesamtanteil privater Mittel (ohne Studiengebühren) bei der Finanzierung privater Hochschulen ist also deutlich größer und liegt bei rund 30 Prozent (Hochschul-Barometer 2012).

 

Welche Fächer profitieren?

Ein wichtiges Motiv für Forschungskooperation von Unternehmen mit Hochschulen sind Impulse für die eigene Produktentwicklung oder die Entwicklung innovativer Dienstleistungen. Entsprechend der Wirtschaftsstruktur der deutschen Industrie stehen deshalb die Ingenieurwissenschaften im Zentrum der Zusammenarbeit. Sie erhalten dadurch auch den größten Anteil an Drittmitteln. Fast jeder zweite Euro geht an diese Disziplin. Bei den TU9-Universitäten sind es sogar fast zwei Drittel. Rund jeder fünfte Euro geht in die Naturwissenschaften und fast genauso viel in die Gesundheitswissenschaften einschließlich Medizin. Bei Medizin liegt der Anteil bei Hochschulen aus der Exzellenzinitiative doppelt so hoch. Diese Gruppe verfügt häufig über große Universitätskliniken.

Mit zehn Prozent erhalten die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften noch einen nennenswerten Anteil der Unternehmensmittel. Bei den Fachhochschulen und den Universitäten ohne Förderung der Exzellenzinitiative liegt der Anteil hier sogar bei 30 Prozent. Die übrigen Fächergruppen, zu denen insbesondere die Geisteswissenschaften gehören, erhalten nur geringe Beträge.

Damit unterscheidet sich der Fächermix bei den Drittmitteln zwischen öffentlicher und privater Förderung. Aus den Förderprogrammen der DFG zwischen 2008 und 2010 geht mit über einem Drittel der Gesamtförderung der größte Anteil an die Naturwissenschaften. Der Anteil der Ingenieurwissenschaften liegt nur bei einem knappen Viertel.

Die unterschiedliche Stärke der einzelnen Fächer im Einwerben von Drittmitteln ist aber aus Sicht der Hochschulleiter kein entscheidendes Hindernis für die Zusammenarbeit mit Unternehmen. Nur 18 Prozent sehen mögliche Verteilungskonflikte zwischen drittmittelstarken und -schwachen Bereichen. Dass die Hochschule als Ganzes kaum von den Drittmitteln einzelner Fachbereiche profitiert, sagen nur elf Prozent.