Fachliche Profilbildung: MINT ganz vorne

Trends in der fachlichen Profilbildung der Hochschulen sind besonders wichtig für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland. So kann die Stärkung oder Schwächung einzelner Fachbereiche Auswirkungen auf das akademische Fachkräfteangebot einzelner Branchen oder auf den erwartbaren Forschungsoutput in einzelnen Disziplinen haben.

Nach Ansicht der Befragten werden die Ingenieurwissenschaften für die Profilbildung einer Hochschule immer wichtiger, gefolgt vom lebenswissenschaftlichen Bereich und von den Naturwissenschaften. Zwei Drittel der Hochschulen geben an, dass die Ingenieurwissenschaften in den nächsten fünf Jahren (eher) wichtiger werden. Bei Mathematik, Informatik und den Naturwissenschaften liegt der Anteil bei über der Hälfte. Die Priorisierung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zeigt sich sowohl an Universitäten als auch in einem noch größeren Ausmaß an Fachhochschulen.

Selbst Hochschulen, die bisher einen unterdurchschnittlichen Anteil an technischen Studienfächern hatten, planen, diese Fächergruppe deutlich stärker auszubauen. Medizin und andere gesundheitswissenschaftliche Studiengänge gewinnen ebenfalls stark an relativer Bedeutung. Da jedoch nur eine geringere Zahl von Hochschulen überhaupt diesen Bereich in Forschung und Lehre vertritt, fällt der absolute Bedeutungszuwachs geringer aus.

75 Prozent der technischen und 60 Prozent der nicht-technischen Hochschulen sagen, dass Ingenieurwissenschaften wichtiger werden.

Kunst, Sprachen und Kultur nicht im Fokus

Wie die Hochschulen einzelne Fächergruppen bewerten, hängt anscheinend auch von deren angenommenem wirtschaftlichem oder gesellschaftlichem Bedarf ab. Bei den Sprach- und Kulturwissenschaften ist die Situation deshalb weniger optimistisch. Nur 30 Prozent der Hochschulen mit diesem Fächerangebot meinen, dass diese wichtiger oder eher wichtiger für die eigene Institution werden. 15 Prozent sind sogar der Meinung, dass sie weniger wichtig werden.

Die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften liegen ebenso wie die Lehrerausbildung hingegen im Mittelfeld. Jeweils etwa die Hälfte der befragten Rektoren und Präsidenten gibt an, dass die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie die Lehrerausbildung in den nächsten fünf Jahren eine eher wachsende Bedeutung erfahren werden. Dabei wollen vor allem die nicht technisch orientierten Hochschulen diese Bereiche nutzen, um ihr fachliches Profil zu schärfen.

Die Ergebnisse des Hochschul-Barometers zur Bedeutung einzelner Fächergruppen lassen sich nicht unmittelbar in Studienplätze oder Lehrpersonal umrechnen. Dennoch zeigt sich, dass sich die Hochschulleitungen mit ihren Planungen am diskutierten gesellschaftlichen Bedarf orientieren. So stärken die Hochschulen insbesondere die Fächer, in denen ein hoher Bedarf an Fachkräften besteht (Ingenieure, Gesundheitsberufe etc.).