Wettbewerb im Lot

Unter den Hochschulleitern gibt es keine Mehrheit für weniger Wettbewerb in der Hochschulfinanzierung. Sie empfinden zudem das Verhältnis von Grund- zu Drittmitteln als annähernd optimal – allerdings mit Ausnahmen.

Gefragt, ob es momentan in der Finanzierung eher zu viel oder zu wenig Wettbewerb zwischen den Hochschulen gäbe, platzieren Rektoren und Präsidenten ihre durchschnittliche Antwort exakt in der Mitte bei 50 Punkten. Man könnte sagen: Der Grad der Konkurrenz befindet sich also genau in der goldenen Mitte. Im Gegensatz zu den staatlichen Einrichtungen finden die privaten Hochschulen, dass es bislang eher zu wenig Wettbewerb bei der Vergabe von Finanzmitteln gibt (37 Punkten auf der 100er-Skala).

Der Wettbewerb um Finanzmittel für die Hochschulen ist nicht notwendigerweise gleichzusetzen mit einer Drittmittelfinanzierung. Auch in die Grundfinanzierung können wettbewerbliche Elemente einfließen, wenn sie sich etwa an Zielgrößen und Kennzahlen wie Absolventenentwicklung, Studienerfolg, Erfolge bei der Nachwuchsgewinnung, Patent- und Publikationsoutput oder Drittmitteleinnahmen orientiert. Wie bewerten also Hochschulen die Entwicklung ganz konkret im Finanzierungsmix mit steigenden Drittmitteln, sinkenden Grundmitteln und schwindenden Studierendenbeiträgen?

 

Anteil von Grund- zu Drittmitteln entspricht Wunsch der Hochschulen

Im Hochschul-Barometer haben die Hochschulrektoren ihren aktuellen und ihren präferierten Finanzierungsmix aus Grundmitteln, Drittmitteln und ihren übrigen Einnahmequellen angegeben. Zentrales Ergebnis: Der Grad an Wettbewerb in der Hochschulfinanzierung ist insgesamt gut ausbalanciert. Doch ausgerechnet die Sieger bei der Einwerbung von Drittmitteln sehnen sich nach einem nachlassenden Wettbewerbsdruck.

Nur 4 Prozent beträgt der Unterschied zwischen gewünschtem und tatsächlichen Anteil der Grundmittel bei der Finanzierung der Hochschulen.

Eine breite Mehrheit der Hochschulen empfindet den aktuellen Finanzierungsmix als ausgewogen. Die Hochschulen über alle Typen hinweg geben an, sich im Schnitt zu 70 Prozent über Grundmittel zu finanzieren, rund 22 Prozent stammen aus Drittmitteln, die übrigen Anteile setzen sich aus Studiengebühren, Lizenzgebühren und anderen kleineren Einnahmequellen zusammen. Im Durchschnitt wünschen sich die Hochschulen 74 Prozent Grundmittel und 17 Prozent Drittmittel.

Anders als für die Hochschulen allgemein stellt sich die Situation für die Elite-Universitäten und die großen technischen Universitäten dar. Diese Gruppe von Hochschulen weist einen fast doppelt so hohen Drittmittelanteil auf wie der Durchschnitt der anderen staatliche Hochschulen. Doch die hohe Abhängigkeit – insbesondere von öffentlichen Drittmitteln – möchten die Rektoren dieser Einrichtungen reduzieren. Der tatsächliche Anteil liegt bei 29 Prozent, der gewünschte Wert liegt ein Drittel darunter bei 18 Prozent.

Stattdessen wünschen sich die Hochschulen, dass der Anteil der Grundfinanzierung von jetzt 61 Prozent auf 70 Prozent steigt. Der Wunsch ist also, einen Finanzierungsmix wie im Durchschnitt der Hochschulen zu erhalten. Trotz großer Unterschiede in der Realität unterscheidet sich die als optimal empfundene Finanzierungsstruktur also kaum zwischen den Hochschulen.

Private Hochschulen wollen mehr öffentliche Finanzierung

Eine völlig andere Struktur, im tatsächlichen wie im gewünschten Finanzierungsmix, gilt für die privaten Hochschulen. Hier sichert die Grundfinanzierung durch private Mittelgeber nur rund ein Viertel ihres Finanzvolumens, über 50 Prozent der Einnahmen stammen aus Studiengebühren. Nur elf Prozent kommen von öffentlichen Mittelgebern (Grund- und Drittmittel).

Der große Anteil von Studiengebühren an ihrer Finanzierung sehen private Hochschulen als nahezu optimal an: 47 statt 52 Prozent sollten es sein. Allerdings wünschen sich die privaten Einrichtungen mehr öffentliche Zuwendungen. Insgesamt sollte nach dem Willen der Rektoren der privaten Hochschulen rund ein Viertel der Einnahmen aus öffentlichen Töpfen stammen, statt wie bisher rund jeder zehnte Euro. Dabei sollen die Einnahmen aus einer staatlich gewährten Grundfinanzierung ebenso steigen – von acht auf 19 Prozent – wie die Einnahmen aus öffentlichen Drittmitteln (sechs statt drei Prozent). Den Anteil der Grundfinanzierung durch private Mittelgeber würden sie dagegen gerne stark reduzieren.

Bei diesem von den privaten Hochschulen gewünschten Finanzierungsmix würden sie sich zu halbstaatlichen Einrichtungen wandeln, die sich, abgesehen von Studiengebühren, zur Hälfte aus öffentlichen und privaten Mitteln finanzieren.