Weiterentwicklung der Hochschullehre

Erste Ergebnisse aus dem Hochschul-Barometer 2019: Aus Sicht der Hochschulleitungen kommen die Impulse für die Weiterentwicklung vor allem aus den Hochschulen selbst. Die Prozesse finden dabei sowohl top-down als auch bottom-up statt.

Die Zahl der Studienanfänger ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Vielfalt unter den Studierenden wächst mit Blick auf Vorwissen sowie kulturellen und sozialen Hintergrund. Die Bedeutung der Hochschule als Bildungsort nimmt deshalb weiter zu. Das führt zu Fragen, wie die Hochschullehre der Zukunft gestaltet werden soll.

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Anstrengungen unternommen worden, die Qualität der Lehre zu verbessern. Mit dem Qualitätspakt Lehre haben Bund und Länder zwischen 2011 und 2020 zwei Milliarden Euro in die Verbesserung der Studienbedingungen und der Lehrqualität investiert. Ziele der Förderung waren eine bessere Ausstattung und Betreuung, Qualifizierung und Weiterbildung des Personals, die Etablierung eines internen Qualitätsmanagements in der Lehre sowie die Förderung neuer Lehrkonzepte. Im Koalitionsvertrag von 2018 haben sich die Regierungsparteien darauf verständigt, den Qualitätspakt Lehre in Anlehnung an die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu verstetigen und weiterzuentwickeln.

Mit Blick auf die Diskussion über die Nachfolge des Qualitätspakts Lehre hat der Stifterverband die Hochschulen zu ihren Bedarfen an Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Lehre befragt.
 

Hochschulen für eine breite Förderung der Lehre

Um die wichtigsten Handlungsfelder in der Weiterentwicklung der Lehre zu identifizieren, wurden die Hochschulleitungen gebeten, 100 Punkte nach Wichtigkeit auf fünf mögliche Förderinstrumente zu verteilen. Aus Sicht der befragten Hochschulleitungen sollte die zukünftige Förderung vor allem drei Instrumente umfassen: Neben einer Förderung der digitalen Infrastruktur und innovativer Lehrkonzepte von Fachbereichen ist auch die Förderung einzelner Lehrender gewünscht. Jeweils knapp ein Viertel der Gelder sollte nach Ansicht der Hochschulen auf die genannten drei Bereiche verteilt werden. Maßnahmen zur institutionellen Qualitätssicherung und die Förderung von hochschulübergreifenden Plattformen wie Hochschulplattformen sind etwas weniger nachgefragt (durchschnittlich 16 bzw. zehn von 100 Punkten). In der Verteilung der Punkte unterscheiden sich die Hochschultypen nur wenig, mit einer Ausnahme: Fachhochschulen sehen im Vergleich zu Universitäten einen höheren Förderbedarf für die Unterstützung einzelner Lehrender (24 vs. 19 von 100 Punkten).

 
 
Hochschulen sehen sich selbst als Impulsgeber 

Aus Sicht der Hochschulleitungen kommen die Impulse für die Weiterentwicklung vor allem aus den Hochschulen selbst. Die Prozesse finden dabei sowohl top-down als auch bottom-up statt, wobei die Treiber einerseits die zentralen Stellen bzw. Leitungen der Hochschulen und anderseits die eigentlich Betroffenen – Lehrende und Studierende – sind. Innerhalb dieser Akteursgruppen schätzen Hochschulleitungen sich selbst und Lehrende als wichtigste Treiber ein. Bei den staatlichen Hochschulen sind die Lehrenden an erster Stelle (durchschnittlich 29 vs. 23 von 100 Punkten), bei den nicht-staatlichen die Hochschulleitungen (31 vs. 23 von 100 Punkten). Studierende sind jeweils die drittwichtigste Gruppe (13 bzw. 17 von 100 Punkten). Die Einschätzungen von Universitäten und Fachschulen sind dabei sehr ähnlich.

Den politischen Akteuren wird bei der Weiterentwicklung der Lehre nur ein geringes Gewicht zugesprochen (durchschnittlich 16 von 100 Punkten). Eine Erklärung dafür dürfte sein, dass – anders als in der Forschung (mit der Deutsche Forschungsgemeinschaft) – keine institutionelle Verankerung für dieses Thema geschaffen wurde. Doch mit der aktuellen Diskussion, im Rahmen der Wissenschaftspakte eine neue Organisationseinheit zur Förderung von Innovationen in der Hochschullehre zu schaffen, ergreift die Politik nun auch für die Weiterentwicklung der Lehre eine weit beachtete Initiative.

Die vollständige Ausgabe des Hochschul-Barometers erscheint im Herbst 2019.