Hochschulen in der Pandemie

Das Hochschul-Barometer beschäftigt sich damit, wie die Hochschulen mit der besonderen Situation während der Pandemie umgehen und welche Maßnahmen sie dagegen ergreifen.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erschweren die Situation vieler Studierender, führen in manchen Fällen zu finanziellen Problemen durch den Verlust von Studierendenjobs oder auch zu psychischen Notlagen durch fehlenden Kontakt und Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Die Hochschulen haben eine aktive Rolle bei der Bewältigung der Pandemie durch ihre Forschung und den Transfer von Erkenntnissen in Politik und Öffentlichkeit. Viele Hochschulen haben deshalb ihre Aktivitäten in der Wissenschaftskommunikation und Politikberatung während der COVID-19-Pandemie verstärkt. Doch zwischen den Hochschultypen zeigen sich deutliche Unterschiede, abhängig von der Bedeutung naturwissenschaftlicher oder medizinischer Disziplinen an der jeweiligen Einrichtung. Wie die Hochschulen insgesamt die  Chancen, aber auch Herausforderungen in der Politikberatung bewerten, ist Gegenstand des Hochschul-Barometers 2021.

 

Situation Studierender verschlechtert sich in der Pandemie

Mehr als 80 Prozent der Hochschulleitungen geben an, dass die Betreuungsbedarfe Studierender in der Pandemie gestiegen sind. Als Reaktion darauf haben einige Hochschulen psychologische Beratungsformate etabliert oder bieten Beratungsformate für Studierende in finanziellen Notlagen an. Damit wird das Beratungsangebot an den Hochschulen über klassische Betreuungsformate wie beispielsweise Sprechstunden oder Informationsveranstaltungen hinaus erweitert und die Studierenden angesichts der besonderen Umstände in der Pandemie unterstützt.

Doch die Hochschulleitungen befürchten auch Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Übergänge an den Hochschulen. So sehen mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen Schwierigkeiten für aktuelle Absolventinnen und Absolventen im Hinblick auf den Berufseinstieg. Der Einstieg ins Studium ist laut den Hochschulleitungen weniger von den Auswirkungen der Pandemie betroffen: Nur etwa ein Viertel von ihnen gibt an, dass die Erstsemester des Wintersemesters 2020/2021 fachlich schlechter vorbereitet sind als der vorherige Jahrgang. Bei den betrachteten Kohorten im Studienstart und -abschluss gilt jedoch zu beachten, dass diese jeweils nur ein Halbjahr unter den Bedingungen der Pandemie verbracht haben. Nach inzwischen mehr als anderthalb Jahren eingeschränkter Präsenzlehre und eingeschränkten Präsenzunterrichts können diese Einschätzungen inzwischen anders ausfallen.

Politikberatung: Hochschulen bringen sich ein

Die Wissenschaft spielt insgesamt eine zentrale Rolle im Umgang mit und bei der Bewältigung der Pandemie. Die Politik war insbesondere zu Beginn der Pandemie auf wissenschaftliche Expertise angewiesen. Viele Hochschulen haben darauf reagiert. Rund 40 Prozent der Hochschulleitungen geben an, dass sich ihre Hochschule in der Pandemie stärker in der wissenschaftlichen Politikberatung engagiert, fast drei Viertel der Hochschulen vermelden, dass ihre Hochschule die fachliche Expertise ihrer Forschenden während der Pandemie nach außen sichtbarer macht, beispielsweise durch eine verstärkte Wissenschaftskommunikation.

Doch das Ausmaß des Engagements unterscheidet sich durchaus für die verschiedenen Hochschultypen. So geben vor allem staatliche Universitäten an, sich stärker in der Politikberatung engagiert zu haben. Deutlich geringer hingegen ist der Anteil unter den staatlichen Fachhochschulen und privaten Hochschulen. Der Grund dafür liegt vermutlich auch in der unterschiedlichen Fächerzusammensetzung. So ist in der Pandemie vor allem Expertise in den medizinischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen gefragt, Fächer, die insbesondere an den großen Universitäten mit eigenen medizinischen Fakultäten gelehrt und beforscht werden.

Viel zu tun in der wissenschaftlichen Politikberatung

Als Herausforderung für die Politikberatung sehen die Hochschulen vor allem die Kommunikation zwischen Politik und Wissenschaft. Fast drei Viertel der befragten Hochschulleitungen bewerten unterschiedliche Kommunikationskulturen von Politik und Wissenschaft als Herausforderung (72,8 Prozent). Während die Wissenschaft mit Hypothesen und Wahrscheinlichkeiten arbeitet, wünscht sich die Politik oft eher ein klares und schnelles Aufzeigen von Handlungsoptionen. Es fehlt zudem an politisch-akademischen Netzwerken, Plattformen für Beratungsangebote und Foren des Austauschs, in denen die unterschiedlichen disziplinären Sichtweisen eingebracht werden können, um das Potenzial der akademischen Vielfalt bei der Suche nach gesellschaftlichen Lösungen zu heben. Insgesamt sehen sich die Hochschulen hier selbstkritisch: Fast 60 Prozent von ihnen geben an, die Hochschulen wären in der Politikberatung (eher) nicht ausreichend sichtbar gewesen. Mehr als drei Viertel der Hochschulen wollen dies in Zukunft ändern und sich stärker einbringen.