Hochschulentwicklung

Viele Hochschulen, vor allem Universitäten, messen ihre Wettbewerbsfähigkeit vor allem an Forschungserfolgen. Doch mit Blick auf das eigene Profil sehen Hochschulen nach wie vor ihre wichtigste Aufgabe in der akademischen Bildung. Die neu geplante Institution zur Förderung innovativer Lehre kann hier wertvolle Impulse setzen.

Aus Sicht der Hochschulen sind die Förderbedarfe weit gefächert und reichen von neuen Lehrkonzepten an Fachbereichen über die individuelle Förderung einzelner Lehrender bis zu Infrastrukturen für die digitale Lehre und hochschulübergreifende Plattformen. Gleichzeitig weitet sich das Aufgabenspektrum der Hochschulen. Insbesondere die Hochschulpolitik fordert und fördert seit Jahren das Engagement der Hochschulen insbesondere im Bereich Wissenstransfer und für den Dialog mit der Gesellschaft. Und tatsächlich sehen die Hochschulen ihr Umfeld als wichtigsten Impulsgeber für die Entwicklung der eigenen Einrichtung, weit vor aktuellen wissenschaftlichen Trends. Bei technologischen Entwicklungen, die Hochschulen beeinflussen, steht die Digitalisierung weit vorne. Aus Sicht der Leitungen ist die Anpassung der eigenen digitalen Infrastruktur für Forschung und Verwaltung dabei die größte Herausforderung.

 

Lehre wichtig, Transfer gewinnt an Bedeutung

Hochschulen sehen ihre Hauptaufgabe in der Lehre. Zur Identifizierung der Prioritäten wurden die Hochschulen gebeten, 100 Punkte nach Wichtigkeit auf sieben mögliche Aufgaben ihrer Hochschule zu verteilen. Die grundständige und die weiterführende Lehre erhalten im Durchschnitt zusammen etwa die Hälfte der Punkte. Der Anteil der Forschung liegt bei 22 bis 23 Punkten. Im Zeitverlauf gibt es leichte Verschiebungen in den Profilen der Hochschulen. Der Anteil der zusätzlichen Aufgaben wie Wissenstransfer, akademische Weiterbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist von 25 Punkten im Jahr 2013 auf knapp 29 Punkte im Jahr 2018 gestiegen. Das Aufgabenspektrum der Hochschulen erweitert sich also schrittweise in Richtung neuer gesellschaftlicher Funktionen.

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Hochschulprofile bedingt unterschiedlich

Fachhochschulen und Universitäten sollen im Hochschulsystem komplementäre Aufgaben übernehmen. Tatsächlich unterscheidet sich die Gewichtung von grundständiger Lehre und Grundlagenforschung deutlich zwischen den Hochschultypen. Universitäten messen der Grundlagenforschung (21,7 Punkte) eine höhere Bedeutung als der grundständigen Lehre (15,9 Punkte) zu. An Fachhochschulen ist die Gewichtung umgekehrt: 35,5 Punkte für die grundständige Lehre und 2,6 Punkte für die Grundlagenforschung. Doch in den weiteren Aufgabenbereichen sind die Unterschiede deutlich geringer. Das gilt für die weiterführende Lehre und die anwendungsorientierte Forschung ebenso wie für akademische Weiterbildung und Wissenstransfer.

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Hochschulentwicklung orientiert sich an gesellschaftlichen Bedarfen

Welche Einflussfaktoren aus der Wissenschaft, aber auch aus dem weiteren Umfeld, sind für Hochschulen entscheidend bei der Profilbildung in Lehre, Forschung und Transfer? Insgesamt spielen äußere Faktoren eine überraschend wichtige Rolle, wissenschaftsinterne Entwicklungen sind weniger bedeutend. Bei einer Verteilung von 100 Punkten nach Wichtigkeit der Einflüsse erreichen die unterschiedlichen Impulse aus dem Umfeld der Hochschulen durchschnittlich rund 87 Punkte. Insgesamt zeigen sich dabei deutliche Unterschiede zwischen den Hochschultypen. Der Fokus auf Bedarfe der Wirtschaft (Fachkräfte und regionale Wirtschaftsstruktur) ist bei staatlichen Fachhochschulen und privaten Hochschulen besonders groß. Staatliche Universitäten sind zu etwa gleichen Anteilen auch durch wissenschaftlich-technologische und soziale Entwicklungen geprägt.

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Investitionen für die digitale Transformation

Digitalisierung ist ein Treiber der Hochschulentwicklung. Sie erfordert Investitionen in Kompetenzen und Infrastrukturen. Den dringlichsten Bedarf dafür sehen Hochschulen bei der digitalen Studienorganisation und Verwaltung. Diese umfasst Campus-Management-Systeme, Lernmanagementsysteme oder Forschungsdatenmanagement. Hierfür würden Hochschulleitungen fast die Hälfte der ihnen zur Verfügung gestellten Mittel aufwenden. Auch an digital ausgestatteten Räumen und Basisinfrastrukturen besteht weiterhin großer Bedarf (gut ein Viertel der Mittel). Weitere Aspekte sind mediendidaktische Unterstützungsstrukturen sowie mediendidaktische Qualifizierung der Lehrenden. Die vorgeschlagenen Kooperationen mit anderen Hochschulen und außerschulischen Akteuren stehen nicht im Fokus der Hochschulleitungen.

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Hochschulen sehen sich selbst als Impulsgeber in der Lehre

Aus Sicht der Hochschulleitungen kommen die Impulse für die Weiterentwicklung der Lehre vor allem aus den Hochschulen selbst, wobei die Treiber einerseits die zentralen Stellen beziehungsweise Leitungen der Hochschulen und andererseits die eigentlich Betroffenen – Lehrende und Studierende – sind. Den politischen Akteuren wird bei der Weiterentwicklung der Lehre nur ein geringes Gewicht zugesprochen. Eine Erklärung dafür dürfte sein, dass bei den großen Förderprogrammen des Bundes die Aufmerksamkeit in den vergangenen Jahren vor allem auf der Forschung lag. Doch mit der aktuellen Planung, im Rahmen der Wissenschaftspakte eine neue Organisationseinheit zur Förderung von Innovationen in der Hochschullehre zu schaffen, ergreift die Politik nun auch für die  Weiterentwicklung der Lehre eine wirksame Initiative.

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Hochschulen wünschen breite Förderung der Lehre

Aus Sicht der befragten Hochschulleitungen sollte eine zukünftige Förderung der Lehre vor allem drei Instrumente umfassen: Neben einer Förderung der digitalen Infrastruktur und innovativer Lehrkonzepte von Fachbereichen ist auch die Förderung einzelner Lehrender gewünscht. Bei einer Verteilung von 100 Punkten nach Wichtigkeit sollte jeweils knapp ein Viertel der Gelder nach Ansicht der Hochschulen auf die genannten drei Bereiche verteilt werden. Maßnahmen zur institutionellen Qualitätssicherung und die Förderung von hochschulübergreifenden Plattformen sind etwas weniger nachgefragt. In der Verteilung der Punkte unterscheiden sich die Hochschultypen nur wenig, mit einer Ausnahme: Fachhochschulen sehen im Vergleich zu Universitäten einen höheren Förderbedarf für die Unterstützung einzelner Lehrender (24 gegenüber 19 Punkten).

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