Bildung für Future Skills

Arbeitswelt und Gesellschaft befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Das Bildungssystem muss sich auf diese Veränderungen einstellen und entsprechende Kompetenzen, sogenannte Future Skills, vermitteln.

Future Skills sind Fähig- und Fertigkeiten, die in den kommenden Jahren für das Berufsleben und die gesellschaftliche Teilhabe deutlich wichtiger werden. Dazu gehören formale Fachkompetenzen, digitale Kompetenzen, aber auch überfachliche Kompetenzen, bei deren Vermittlung den Hochschulen eine zentrale Rolle zukommt. Zur Unterscheidung von Kompetenzprofilen nutzt der Stifterverband im Rahmen seiner Future-Skills-Initiative die folgenden drei Dimensionen: fachliche Tech-Spezialkompetenzen, digitale überfachliche Kompetenzen, klassische überfachliche Kompetenzen.

Im Rahmen des Hochschul-Barometers wurden nun die Hochschulen zu ihrem Umgang mit der Bildung für Future Skills befragt. Wie werden die neuen Kompetenzanforderungen vermittelt? Auf welche Fähigkeiten fokussieren sich die Hochschulen? Welche Herausforderungen bestehen bei der Lehre in diesen Bereichen?

 

Der Wandel der Kompetenzanforderungen als Herausforderung für die Hochschulen

Die große Mehrheit der befragten Hochschulleitungen gibt an, dass sich die Kompetenzanforderungen in der Arbeitswelt, auf die ihre Hochschule reagieren muss, in den vergangenen fünf Jahren verändert haben und weiter verändern werden. Die Anpassung an die veränderten Anforderungen sehen die meisten Hochschulen als eine Herausforderung. Insbesondere mangelt es dafür an finanziellen Ressourcen und technischer Ausstattung. Die Freiheit, Curricula und Studiengänge anzupassen, sehen die Hochschulleitungen dagegen als gegeben an. Gesetzliche Rahmenbedingungen oder Akkreditierungsverfahren bewerten sie weniger oft als hinderlich.

Die drei Dimensionen der Future Skills umfassen ...

 
fachliche Tech-Spezialkompetenzen, die für einzelne Spezialistinnen und Spezialisten bei der Gestaltung des digitalen und technologischen Wandels notwendig sind. Dazu zählen zum Beispiel Hardware-/Robotikentwicklung, Data Science, Webentwicklung.

 
digitale überfachliche Kompetenzen, die für alle Menschen im Umgang mit digitalen Technologien notwendig sind, zum Beispiel Softwarekenntnisse, allgemeine Digital Literacy, die Fähigkeit zu Digital Learning.

 
klassische überfachliche Kompetenzen (häufig auch Soft Skills genannt), die für alle Menschen in verschiedenen Arbeits- und Lebenskontexten wichtig sind, zum Beispiel Problemlösungs- und Teamfähigkeit, unternehmerisches Denken.

Hochschulen beschäftigen sich mit Future Skills

Bereits 85 Prozent der Hochschulleitungen haben sich mit der verstärkten Integration digitaler überfachlicher Kompetenzen in Studium und Lehre beschäftigt. Mehr als zwei Drittel von ihnen stellen auch finanzielle Mittel zur Verbesserung der Lehre in diesem Kompetenzbereich bereit. Die Weiterentwicklung des Kompetenzfeldes erfolgt dabei sowohl auf zentraler Ebene als auch in den einzelnen Disziplinen. An jeder zweiten Hochschule gibt es eine zentrale Organisationseinheit für die Vermittlung digitaler überfachlicher Fähigkeiten, die eigene Angebote bereitstellt oder deren Entwicklung auf Fachebene unterstützt. Für die Entwicklung des Kompetenzspektrums nutzen die Hochschulen vielfältige Informationsquellen. Die wichtigste ist dabei der Austausch mit Arbeitgebern.

Fachdisziplinen unterschiedlich gut aufgestellt bei Vermittlung digitaler überfachlicher Fähigkeiten

Die Hochschulleitungen wollen in Zukunft die Entwicklung von klassischen überfachlichen Fähigkeiten, digitalen überfachlichen Fähigkeiten sowie fachlichen Tech-Spezialkompetenzen gleichermaßen vorantreiben. Die größte Bedeutung wird dabei den digitalen Kompetenzen zugeschrieben. Die einzelnen Disziplinen scheinen dafür unterschiedliche Voraussetzungen mitzubringen. Die MINT-Fachbereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind aus Sicht der Hochschulleitungen heute deutlich besser aufgestellt als die Gesellschafts- und Geisteswissenschaften. Die größten Anpassungsbedarfe sehen sie in der Medizin und den Ingenieurswissenschaften. Für die Ingenieurswissenschaften sehen sie zudem einen hohen Anpassungsbedarf bei der Vermittlung klassischer überfachlicher Fähigkeiten.

Neue Lehrangebote für digitale überfachliche Kompetenzen

Fast drei Viertel der Hochschulleitungen geben an, in den vergangenen drei Jahren mindestens ein Modul zur Vermittlung digitaler überfachlicher Fähigkeiten eingeführt zu haben. Die einzelnen Hochschulen gestalten die Form der Vermittlung durchaus unterschiedlich. So setzen die staatlichen Universitäten verstärkt auf fakultative Module. Staatliche Fachhochschulen und private Hochschulen entscheiden sich hingegen eher für verpflichtende, in Studiengänge integrierte Formate. Die staatlichen Hochschulen bieten zudem auch öfter akademische Weiterbildungen an.

Data Literacy als fester Bestandteil des Lehrangebots

Data Literacy ist eine zentrale digitale überfachliche Kompetenz. Sie beschreibt die Fähigkeit, planvoll mit Daten umzugehen und sie im jeweiligen Kontext bewusst einsetzen und hinterfragen zu können. Zwei von drei Hochschulleitungen geben an, mindestens ein Modul zur Vermittlung von Data Literacy anzubieten. Zudem planen mehr als zehn Prozent die Einführung von Modulen zur Schulung dieser Kompetenz. Die öffentlichen Hochschulen setzen bei der Vermittlung von Data Literacy auf eine Mischung aus fakultativen und verpflichtenden Modulen. Private Hochschulen hingegen setzen etwas stärker auf verpflichtende, in Studiengänge integrierte Module und stellen weniger Angebote im akademischen Weiterbildungsbereich bereit.

Angebote für fachliche Tech-Spezialkompetenzen unterschiedlich stark ausgebaut

Für Innovationen in der Digitalisierung braucht es Menschen, die über vertiefte technische und digitale Fachkompetenzen verfügen. Beispiele für den Einsatz dieser Fähigkeiten sind die Analyse komplexer Daten, die Entwicklung von Anwendungsformen für Künstliche Intelligenz oder Blockchain-Technologien und der Aufbau digitaler Infrastrukturen und vernetzter Systeme. Die Vermittlung dieser Tech-Spezialkompetenzen findet meist durch in Studiengänge integrierte Module statt. Der Anteil eigener Studiengänge zur Vermittlung fachlicher Tech-Spezialkompetenzen ist, mit Ausnahme der Kompetenz der komplexen Datenanalyse, weniger weit verbreitet.