Wie wirken sich darüber hinaus die Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie auf die Zukunft in Forschung und Lehre aus, was nehmen
die Hochschulen daraus mit? Welche baulichen und technischen Infrastrukturen benötigen Hochschulen, um neue Formate des selbstbestimmten und kollaborativen Lernens besser umsetzen zu können?
Die Gestaltung neuer Lehr- und Lernräume ist eine zentrale Herausforderung für die Hochschulen in der Zukunft. Eine zukunftsorientierte Lernarchitektur bedeutet hierbei, die Gestaltung von physischem Raum zur Unterstützung und Ermöglichung innovativer und zukunftsfähiger Hochschulbildung. Die bauliche Umsetzung folgt dabei sowohl den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer sowie pädagogischen Prinzipien, so dass Lehrende und Studierende Lernarrangements so gestalten können, dass sie die individuellen Lernprozesse der Lernenden fördern.
Das Hochschul-Barometer widmete sich dem Thema der neuen Lern- und Forschungsorte und den dafür benötigten Ressourcen.
Während die digitale Lehre zu Beginn der COVID-19-Pandemie an vielen Hochschulen oft notgedrungen als Ersatz für Präsenzformate eingeführt wurde, haben die Hochschulen die digitale Lehre im Laufe der Pandemie stetig weiterentwickelt und neue Lösungen erarbeitet. Die Potenziale digitaler Lehre wollen die Hochschulen auch über die Pandemie hinaus weiter nutzen. So geben die Hochschulleitungen im Durchschnitt an, dass mehr als ein Drittel der Vorlesungen in Zukunft digital stattfinden sollen, das Gleiche gilt für Sprechstunden oder Veranstaltungen im Bereich der Weiterbildung. Trotz der Erfahrungen aus der Pandemie braucht es zur erfolgreichen Umsetzung der digitalen Lehre neben neuen Konzepten natürlich auch die nötige Infrastruktur. Die große Mehrheit der Hochschulen benennt hier insbesondere die digitale Ausstattung von Hörsälen sowie die Video- und Streaminginfrastruktur. Deutlich geringer fällt der digitale Anteil bei praktischen Formaten in der Lehre und Forschung beispielsweise in Laboren aus.
Trotz des steigenden Anteils digitaler Formate in der Lehre erwarten die Hochschulen in der Zukunft einen steigenden Bedarf an Fläche, um die Lehr- und Lernräume den veränderten Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. Dabei gilt es, Lernräume multifunktionaler zu gestalten, um Lernen selbstbestimmter, kollaborativer und auch informeller stattfinden zu lassen. Dies ist im Rahmen der bestehenden Räumlichkeiten an den Hochschulen teilweise nicht möglich. Neben einem Mangel an personellen sowie planerischen Kapazitäten steht diesen Maßnahmen auch die fehlende Zuständigkeit der Hochschulen im Wege. Hier wünschen sie sich zwar mehr Autonomie bei der Durchführung von Baumaßnahmen, erkennen aber auch an, dass es aktuell noch an passenden Konzepten zur Übersetzung der Bedarfe der Nutzerinnen und Nutzern mangelt.
Um die Hochschulen fit für die Anforderungen von Forschung und Lehre in der Zukunft zu machen, sehen die Hochschulleitungen Investitionsbedarf in vielen Bereichen. Ein Bereich, der oft genannt wird, ist die IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit der Hochschulen. Wie akut dieses Thema ist, zeigt der Fall der Technischen Universität Berlin: Nach einem Hackerangriff waren IT-Systeme der Universität für mehrere Wochen nur teilweise funktionsfähig. Hier gilt es, Investitionen zu tätigen und die bestehenden Systeme an die Herausforderungen der Zukunft und Gegenwart anzupassen. Darüber hinaus sehen die Hochschulleitungen Bedarfe in der Bereitstellung von Flächen und Räumen für Lehren und Lernen sowie für die Forschung. Dabei sollten die Hochschulen im Sinne der Nachhaltigkeit jedoch nicht nur neue Flächen schaffen, sondern auch Konzepte für alternative Nutzungsmöglichkeiten bereits vorhandener und bestehender Flächen entwickeln. Dabei können auch Erfahrungen aus digitalen Formaten während der Pandemie hilfreich sein.