Nachhaltigkeit an der Hochschule

Welche Schritte unternehmen die Hochschulen in Deutschland zur Stärkung des Themas Nachhaltigkeit? Wie findet das Thema Eingang in die Lehrangebote? Welche Orientierungshilfen nutzen sie, um selbst nachhaltiger zu werden? Und welche Rolle spielt die Vernetzung mit anderen Akteuren?

Hochschulen spielen eine wichtige Rolle in der Bewältigung der Klimakrise und auf dem Weg hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft. In der Lehre vermitteln sie wichtige Kompetenzen an künftige Problemlöserinnen und Problemlöser und legen in der Forschung den Grundstein für zukünftige Innovationen. Aber Hochschulen können beispielsweise auch durch kluges Gebäudemanagement oder einen bewussten Umgang mit Flugreisen als Institutionen zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen.

 

Nachhaltigkeit in Strategien und Umsetzung

Eine strategische Verankerung ist eine wichtige Grundlage für die Stärkung des Themas Nachhaltigkeit an den Hochschulen. Ein Viertel der befragten Hochschulen gibt an, bereits über eine Nachhaltigkeitsstrategie zu verfügen, bei weiteren zwei Dritteln ist diese zum Zeitpunkt der Befragung in Planung. Der inhaltliche Schwerpunkt der Strategien liegt dabei vor allem auf dem Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit, während die sozialen und ökonomischen Dimensionen von Nachhaltigkeit noch deutlich weniger Raum einnehmen. Bei der Ausgestaltung ihrer Strategien setzen die Hochschulen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte: Neben der ökologischen Dimension sind für Universitäten besonders die wirtschaftlichen Aspekte von Nachhaltigkeit wichtig, für HAW dagegen die soziale Dimension von Nachhaltigkeit.

Um ihre eigenen Organisationen nachhaltiger aufzustellen, sehen Hochschulleitungen den Bedarf, das Energie- und Gebäudemanagement ihrer Gebäude zu verbessern. Dies umfasst unter anderem Energieeffizienz oder die Nutzung regenerativer Energieträger und Entsorgung. Aber auch in der Mobilität der Hochschulangehörigen sehen Hochschulen Potenzial für mehr Nachhaltigkeit.

SDGs als Orientierung

Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen sind nicht nur politische Zielsetzung für eine nachhaltige Entwicklung, sondern können auch hilfreiche Orientierung für die Hochschulen bieten. Knapp 40 Prozent der Hochschulen beziehen sich in der strategischen Ausrichtung ihrer Hochschule bereits auf die SDGs, unter den staatlichen Universitäten ist es sogar jede zweite. Dennoch sind drei Viertel der Leitungen der Meinung, dass ihre Hochschule insgesamt noch einen stärkeren Fokus auf die SDGs legen sollte. Eine große Mehrheit der Hochschulen ist der Ansicht, dass es dabei helfen könnte, wenn auch staatliche Förderprogramme für die Hochschulen die SDGs stärker als Zielmarken integrieren. Auch insgesamt sehen die Hochschulen beim Thema weniger Impulse von außen als von innen. Als zentrale Treiber auf dem Weg zu einer nachhaltigen Hochschule nennen die Hochschulleitungen vor allem sich selbst und ihre Hochschulangehörigen.

Nachhaltigkeit in der Lehre

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Lehre bereits fester Bestandteil an vielen Hochschulen. An fast allen Einrichtungen wurden in den vergangenen drei Jahren Aspekte von Nachhaltigkeit in die Curricula aufgenommen, vor allem in der grundständigen und in der weiterführenden Lehre. Deutlich weniger Angebote entstanden in den Bereichen Schlüsselqualifikationen und Weiterbildung. Nachhaltigkeitsaspekte scheinen also eher als Basiskompetenz verstanden zu werden, die in den früheren Bildungsstufen vermittelt werden muss. Der Ausbau in der Vermittlung von Nachhaltigkeitskompetenzen erfolgt zudem eher fächerübergreifend als in eigenen Studiengängen. Nur knapp jede zweite Hochschule gibt an, in den letzten fünf Jahren Studiengänge zum Thema eingeführt zu haben, viele davon nur einen. Weitere Studiengänge im Themenfeld Nachhaltigkeit plant zudem nur etwa jede dritte Hochschule.

Vernetzung und Erfahrungsaustausch

Aspekte der Nachhaltigkeit betreffen nicht nur die Hochschule selbst, sondern auch deren Zusammenarbeit mit Partnern. Durch Erfahrungsaustauch zum Thema Nachhaltigkeit erhalten Hochschulen Impulse für die eigene Hochschulentwicklung. An vier von fünf Hochschulen bestehen bereits entsprechende interne Netzwerke und Initiativen.

Durch Vernetzung können Hochschulen aber auch Wissen und Kompetenzen in die Gesellschaft tragen. So geben mehr als zwei Drittel der Hochschulen an, dass Nachhaltigkeit ein (eher) relevantes Thema bei der Kooperation mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ist. In der Zusammenarbeit mit externen Partnern spielt das Thema Nachhaltigkeit vor allem auf regionaler Ebene eine Rolle. So geben fast zwei Drittel der Hochschulleitungen an, dass ihre Hochschule Teil von Nachhaltigkeitsnetzwerken in der Region ist, auf nationaler Ebene ist es nur knapp die Hälfte der Hochschulen, während etwa ein Drittel der Hochschulen auch international zu Nachhaltigkeit vernetzt sind. Die bestehenden Aktivitäten zum Austausch reichen den Hochschulen jedoch nicht aus. Eine große Mehrheit sieht die Notwendigkeit, in überregionalen Netzwerken und im informellen Austausch das Thema weiter voranzubringen.