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Stimmungsbarometer
und Lage der Hochschulen

Die Stimmung an den deutschen Hochschulen ähnelt insgesamt der des Vorjahres, bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau. Der Stifterverband-Lageindex liegt 2024 bei 18,2 Punkten auf einer Skala von –100 [sehr schlecht] bis +100 [sehr gut] und markiert damit den schwächsten Wert seit Beginn der Erhebung 2011.

Auffällig ist, dass die Veränderung der Stimmung zwar in der Breite schwach ausfällt, die Unterschiede zwischen den Hochschultypen aber wachsen. Besonders die spezialisierten Hochschulen und die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) verzeichnen zum Teil deutliche Rückgänge, während sich die privaten Hochschulen etwas optimistischer zeigen. Ein Grund kann die Abhängigkeit der HAWs von – aktuell eher krisengeprägten – regionalen Entwicklungen und unsicherer staatlicher Grundfinanzierung sein.

Stifterverband-Index für die Lage; in Punkten

 
Die Gründe für die insgesamt eher eingetrübte Stimmung sind vielfältig: Finanzierungsengpässe, rückläufige Studierendenzahlen und die wachsenden Anforderungen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz prägen die Debatte. Hinzu kommen strukturelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Sanierungsstau bei Infrastruktur, die vielfach seit Jahren bekannt sind, nun aber besonders sichtbar werden. Darüber hinaus wirken auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen auf den Hochschulalltag zurück: Diskussionen um Antisemitismus, gesellschaftliche Polarisierung oder die Folgen internationaler Konflikte beeinflussen das Klima an den Hochschulen unmittelbar. Diese Gemengelage trägt dazu bei, dass die Stimmung in der Hochschullandschaft nicht nur gedrückt ist, sondern zunehmend von Unsicherheit geprägt wird.

Besonders deutlich zeigt sich dies in der Bewertung der Rahmenbedingungen. In der Befragung erreicht der Index für die Rahmenbedingungen mit 1,6 Punkten nur noch knapp den positiven Bereich. Seit 2011 war die Einschätzung nie so schlecht wie heute. Besonders kritisch fällt die Beurteilung der Ausstattung und der Personalsituation aus: Nur etwa jede dritte Hochschule bewertet ihre Ausstattung noch als (eher) positiv, und für die Personalsituation tut dies – analog zu den Vorjahren – nur noch knapp jede fünfte. Die Werte für die Einschätzung der finanziellen Situation der Hochschulen bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau.

 

Lage-Index des Stifterverbandes nach Hochschultypen von 2011 bis 2024; in Punkten

 
Etwas positiver fällt die Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit aus. Nachdem der entsprechende Index seit 2021 kontinuierlich zurückgegangen war, ist erstmals wieder ein leichter Anstieg zu beobachten. Ursachen sind eine etwas bessere Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit in Lehre und Forschung sowie eine stabilere Einschätzung des Wissenschaftsstandorts Deutschland. 68 Prozent der Hochschulleitungen bewerten die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Lehre als (eher) gut, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Auch die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Forschung wird wieder stärker hervorgehoben. Dennoch bleibt das Niveau deutlich unter den Durchschnittswerten der Vorjahre.

Am stabilsten präsentieren sich die Beziehungen der Hochschulen zu den gesellschaftlichen Partnern. Mit rund 38 Indexpunkten liegen sie weiterhin deutlich über den Bewertungen anderer Bereiche und bewegen sich seit Jahren relativ konstant um die 40-Punkte-Marke. Auffällig ist ein leichter Aufwärtstrend bei der Zusammenarbeit mit überregionalen Unternehmen und internationalen Hochschulpartnern, während Kooperationen mit regionalen Unternehmen oder politischen Akteuren auf Landesebene etwas schwächer eingeschätzt werden. Gleichwohl bleibt die Kooperation mit externen Partnern ein verlässliches Fundament. Dies unterstreicht die Rolle der Hochschulen als Knotenpunkte in regionalen, nationalen und internationalen Innovationsökosystemen.
 

Stimmung geht besonders bei Spezialisierten und HAWs zurück, Private verbessert
Stimmung sinkt bei großen und kleinen Hochschulen

 
Das Stimmungsbarometer zeigt damit ein ambivalentes Bild: Die allgemeine Lage wird von den Hochschulen kritischer denn je bewertet, getrieben vor allem durch die zunehmend als unzureichend empfundenen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig gibt es Anzeichen von Stabilisierung und Resilienz – in der Wettbewerbsfähigkeit lassen sich leichte Erholungstendenzen erkennen, und die Partnerschaftsnetzwerke und Kooperationen erweisen sich weiterhin als Stärke des Systems.

 

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